Der Schienenspieler 11FREUNDE

Marco Richter hatte am Wochenende eine Menge Besuch aus seiner Heimat. Das war ganz praktisch fr ihn. Wenn eh alle in Berlin sind, muss er nicht nach Hause fahren, um seine Freunde, Verwandten und Bekannten zu sehen. Und ein paar dumme Sprche sind ihm dadurch womglich auch noch erspart geblieben.

Marco Richter hatte am Wochen­ende eine Menge Besuch aus seiner Heimat. Das war ganz prak­tisch für ihn. Wenn eh alle in Berlin sind, muss er nicht nach Hause fahren, um seine Freunde, Ver­wandten und Bekannten zu sehen. Und ein paar dumme Sprüche sind ihm dadurch womög­lich auch noch erspart geblieben.

Richter ist vor 25 Jahren im Land­kreis Aichach-Fried­berg geboren worden, der direkt an die Stadt Augs­burg grenzt. Beim FC Augs­burg hat er in der Jugend gespielt, dort ist er Profi geworden, ehe es ihn im Sommer 2021 zu Hertha BSC nach Berlin gezogen hat. Spiele gegen den Ex-Klub, wie am Samstag im Olym­pia­sta­dion, sind für ihn immer noch etwas Beson­deres. Wobei das Ver­gnügen inzwi­schen ein ziem­lich ein­sei­tiges ist.

Hertha ist Augs­burgs Angst­gegner

Für den FCA ist Hertha BSC ohnehin so etwas wie der Angst­gegner. Im Olym­pia­sta­dion haben die Schwaben noch nie gewonnen, und dass diese Serie auch nach dem jüngsten Auf­ein­an­der­treffen wei­terhin Bestand hat, das liegt in nicht uner­heb­li­chem Maße an Marco Richter.

Ich weiß auch nicht, was da los ist. Gegen Augs­burg läuft’s immer“, sagte Richter am Samstag nach Her­thas 2:0‑Erfolg, den er mit seinem Tor zum 1:0 in die Wege geleitet hatte. Nach gut einer Stunde traf er mit einem sehens­werten Distanz­schuss aus 25 Metern. Es gab keine zwei Optionen, und ich bin eh ein Typ, der gerne mal von weiter weg schießt“, erklärte Richter.

Ich glaube, dass die Posi­tion gut zu mir passt.“

Schon im Hin­spiel in Augs­burg, das Hertha eben­falls mit 2:0 für sich ent­schieden hatte, war er einer der beiden Tor­schützen gewesen. Der ist ein Spe­zia­list“, sagte Flo­rian Nie­der­lechner, Stürmer der Ber­liner und wie Richter ehe­ma­liger Augs­burger. Geiler Typ. Ich habe mich auch auf ihn gefreut, als ich hier­her­ge­kommen bin.“

Abge­sehen von den Augs­bur­gern, die unter Richter und seinen Toren gehörig zu leiden haben, dürfte nur schwer jemand zu finden sein, der sich negativ über ihn äußert. Mich freut es für Marco unge­mein, weil er sich diese indi­vi­du­elle Beloh­nung mit dem Tor red­lich ver­dient hat“, sagte auch Her­thas Trainer Sandro Schwarz. Er ist ein Spieler, der sehr fleißig ist für die Gruppe und sehr viel arbeitet. Am Ende des Tages ist es kein Zufall, dass er mit diesem Tor belohnt wird – weil er den Mut hat, auch aus der Distanz zu schießen.“

Die Stim­mung bei Hertha ist besser als die Lage. Das hat viel mit dem neuen Trainer Sandro Schwarz zu tun, der den Umweg über Moskau brauchte, Kevin-Prince Boateng feiert und auf eine Geschichte wie bei Arsenal hofft.

Zum Interview

Marco Richter ist als gelernter Stürmer mit einem natür­li­chem Offen­siv­drang aus­ge­stattet, sein innerer Kom­pass auf dem Fuß­ball­platz stets auf das geg­ne­ri­sche Tor aus­ge­richtet. Wobei er inzwi­schen auch andere Auf­gaben zu erle­digen hat. Seitdem Trainer Schwarz die Grund­ord­nung vom 4−3−3 in ein 3−5−2 ver­än­dert hat, muss Richter als soge­nannter Schie­nen­spieler bei Hertha die kom­plette rechte Seite beackern, auch in der Defen­sive.

Ich glaube, dass die Posi­tion gut zu mir passt“, sagt er selbst. Defensiv muss ich ein biss­chen mehr auf­passen, offensiv bringe ich mich gut ein. Die Posi­tion gefällt mir.“ In der Pause des Spiels bei Ein­tracht Frank­furt hat Schwarz das System umge­stellt. Richter wurde noch schnell an der Tak­tik­tafel erklärt, was er fortan zu tun habe. In den Tagen danach zeigte das Trai­ner­team ihm dann Video­se­quenzen aus dieser Begeg­nung, aber auch Best-of-Zusam­men­schnitte von Spie­lern, die diese Rolle schon aus­geübt haben.

Es geht jetzt rauf und runter

Es hätte auch schief­gehen können, aber das neue System funk­tio­niert. Nicht nur die Mann­schaft hat sich schnell mit der ver­än­derten Grund­ord­nung arran­giert, auch Marco Richter. Ich finde, dass er sehr aktiv vor­wärts ver­tei­digt, dass er sehr gut anläuft und auch eine gute Anti­zi­pa­tion hat“, sagt Trainer Schwarz. Neu seien die Auf­gaben im eigenen Ver­tei­di­gungs­drittel, Eins-gegen-eins-Situa­tionen, aber auch das macht er sehr gut“.

Dass es für ihn ständig rauf und runter gehe, das gefalle ihm, erklärt Marco Richter. So ist er per­ma­nent ins Geschehen invol­viert, auch wenn er nach den Spielen merkt, dass er tat­säch­lich ein biss­chen kaputter“ ist, als er es früher war.

Schon im alten System hat Richter oft auf der Außen­bahn gespielt, doch der Unter­schied besteht nicht nur darin, dass er jetzt zusätz­lich den Raum in der eigenen Hälfte abde­cken muss. Im 4−3−3 hat es Richter stärker ins Zen­trum gezogen, in den Halb­raum zwi­schen den geg­ne­ri­schen Linien. Da hat er auch eine sehr gute Qua­lität“, findet sein Trainer. Im neuen System hin­gegen ori­en­tiert sich Richter stärker an der Sei­ten­linie, ist noch mehr Flü­gel­spieler, als er es vorher war. Sandro Schwarz sagt: Das tut uns gut aktuell.“

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Dieser Text ent­stand in Koope­ra­tion mit dem Tages­spiegel.

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